Die Segensfeier für Katechumenen und Konvertierende mit Erzbischof Heiner Koch in der Kirche St. Ludwig in Berlin-Wilmersdorf zeigte eindrucksvoll, wie anziehend der Glaube an Christus auch heute sein kann. Zu der ergreifenden Atmosphäre trug der von Irmgard Mann geleitete Projektchor aus St. Thomas Morus Kleinmachnow mit dem eindrucksvollen Countertenor Édouard Babo und Posaunist Justus Heinen bei, der die fast zwei Stunden dauernde die Feier mit persönlicher Segnung der fast 140 Kandidaten begleitete.
Mehr als hundert Anwärter für die Erwachsenentaufe in der Osternacht und 35 bereits Getaufte, die in die volle Gemeinschaft der Kirche aufgenommen werden wollen, erlebten am ersten Samstag in der Fastenzeit einen besonderen Gottesdienst. Mit den Verantwortlichen aus den Gemeinden, die sie in der Vorbereitung auf Taufe und Firmung begleiten, waren sie der Einladung des Erzbischofs gefolgt, der sie zum Empfang der Sakramente zuließ und für ihren weiteren Weg segnete.
Ältester Taufbewerber war 96 Jahre alt!
Angehende Katholiken aus allen Teilen des Erzbistums und allen Altersgruppen zwischen 14 und 96 Jahren bereichern die Berliner Ortskirche. Die Zugänge zum Glauben, zur Entscheidung für Christus und die Kirche sind verschieden. Das zeigten schon die Zeugnisse, die zwei Bewerberinnen im Gottesdienst ablegten. Eine hatte seit ihrer Kindheit die Gewissheit, dass „jemand auf sie aufpasst“ und kam durch ihren Ehemann mit der katholischen Kirche in Berührung. Die andere erfuhr in ihrem Umfeld vor allem Ablehnung alles Religiösen. Im Ergebnis ihrer Suche und ihrer Entscheidung, katholisch zu werden, habe sie ihren Freunden viel zu erklären.
Jesuitenpater Andreas Leblang von der Katholischen Glaubensinformation in Berlin stellte dem Erzbischof die Kandidatinnen und Kandidaten vor, die anschließend einzeln den Segen empfingen. Zuvor hatten die Verantwortlichen die gründliche Vorbereitung bezeugt und die Taufbewerber die Bereitschaft zu einem Leben aus dem Glauben bekundet. Aus einigen Gemeinden kamen ganze Gruppen, die sich gemeinsam auf den Empfang der Sakramente vorbereiten.
Das ganze Erzbistum vertreten – starke Gruppe aus der vietnamesischen Gemeinde
Jugendliche Gesichter mischten sich im Altarraum von St. Ludwig mit Erwachsenen aller Altersgruppen. Pfarreien aus der Hauptstadt, aus allen Teilen Brandenburgs und von der Ostsee waren ebenso vertreten wie die muttersprachlichen Gemeinden. Die größte Gruppe unter den Taufbewerbern stellte die vietnamesische Gemeinde. Von den 29 jungen Leuten, die sich in St. Aloysius auf die Taufe in der Osternacht vorbereiten, waren 21 zur Segensfeier gekommen.
Jugendliche mit eigener Glaubensentscheidung
Unter den jüngsten Katechumenen hatten Josefine Filipponi und Leonie Napierai den weitesten Weg. Die Schülerinnen der 9. und 10. Klasse waren mit ihrem Pfarrer Johannes Schaan aus Stralsund angereist. Der vierzehnjährigen Josefine ist der Glaube schon lange vertraut. Die gemischtkonfessionellen Eltern hatten entschieden, ihrer Tochter die Entscheidung für den Glauben selbst zu überlassen. Steine legten sie ihrer Tochter nicht in den Weg, die regelmäßig zur Kirche ging und seit Jahren ministriert – wenn auch ohne Kommunionempfang. Leonie hingegen fand ihren Weg ohne gläubiges Umfeld. Sie habe schon immer das Gefühl gehabt, „dass da etwas ist“, sie behütet und getragen sei. Aus eigenem Antrieb informierte sie sich und entschied, den Weg in die Katholische Kirche zu gehen. Im letzten Sommer begann die eigentliche Taufvorbereitung der Zehntklässlerin mit einem Anruf bei Pfarrer Schaan.
Die eigene Entscheidung für Christus und die Kirche steht Sol noch bevor. Mit fröhlichem Babylächeln erlebte sie die Feier auf dem Arm von Mayte Cappel Rovira, die sich auf die Konversion vorbereitet. Die junge Mutter aus der Gemeinde St. Bonifatius in Kreuzberg wurde als Kind evangelisch getauft, erfuhr Glauben an Christus aber nur vom katholischen Teil ihrer Familie. Ihre beiden Töchter sollen nun katholisch getauft werden. Der eigene Weg in die volle Gemeinschaft der Kirche war da nur konsequent.
Mit den Gesegneten wächst die Kirche nicht nur an Zahl. In unruhigen Zeiten bezeugen sie, dass die Gemeinschaft mit Christus in der Kirche Halt gibt und Mut macht – ein unschätzbares Geschenk für ihre Gemeinden.
Thomas Marin