Der 1. Kaplan – Kuratus – Pfarrer, Otto Hoffmann

1920-1937

Am 10. Oktober 1920 amtierte zum 1. Male in Teltow Herr Kaplan Otto Hoffmann, Lichterfelde. Es war der Auftakt zu der ihm übertragenen Seelsorgetätigkeit in der neuen Gemeinde.

Ist erst ein Kirchlein am Ort, dann entwickelt sich auch durch den vom Tabernakel fließenden Gnadenstrom das religiöse Leben in der Gemeinde. Das zeigte sich auch in Teltow. Der Arbeiterverein erstarkte mächtig. Ostern 1921 empfingen 112 Gläubige die hl. Kommunion. Während der Arbeiterverein noch ein Sammelverein war für alle Gläubigen, männlich und weiblich, schieden Anfang 1921 die Jungmädchen aus dem Arbeiterverein aus. In der am ersten Sonntag nach Epiphanie gegründeten Marianischen Kongregation fanden sie eine neue Heimat. Am 3. Sonntag nach Ostern 1921 wurde die Vermietung der Kirchenplätze eingerichtet.

Im Jahre 1922 fanden Elternbeiratswahlen in Teltow statt. Herr Mathias Czempinski aus der Kirchengemeinde wurde in den Elternbeirat gewählt.

An Mariä Opferung 1922 fand die erste Sitzung der Elisabeth­Konferenz statt. Aus dem Jahre 1923 ist in kirchlicher Hinsicht bemerkenswert, daß die einzelnen Sonntage im Monat für den Empfang der hl. Kommunion auf die verschiedenen Stände verteilt wurden (Kinder, Jungfrauen, Männer, Frauen).

Am 20. Oktober 1923 wurde der Kaplan Otto Hoffmann durch Schreiben des Hochh. Kardinals Adolf Bertram, Breslau zum Kuratus ernannt. Zu Pfingsten 1924 wurde für die Jünglinge von 14-18 Jahren der Jugendverein St. Aloysius gegründet. Kirchenstatistisch ist aus diesem Jahre zu erwähnen, daß die gesamte Kirchengemeinde 600 Seelen zählte. Kommunionen waren 1154 (davon 200 Osterkommunionen) , Kirchenbesucher an den Zähltagen 142, 173.

Im Jahre 1924 erhielt unser Kirchlein, nachdem glücklich die böse Inflation des Geldes vorüber war, eine würdige Ausstattung. Es wurde im Herbst auf der Evangelienseite des Altares die Herz­Jesu-Statue für 240,– M aufgestellt. Die Altarwand erhielt eine würdige und geschmackvolle Ausmalung der durch den Malermeister Herrn Heinrich Kottrup, Lankwitz. Die Kosten betrugen 503,70 M.

Auch wurde eine Statue der hl. Elisabeth aufgestellt. Auch im Jahre 1925 konnte manches neu geschaffen werden. So schenkte die Kirchengemeinde dem Seelsorger anläßlich seines 10. Priesterjubiläums ein weißes Pluviale im Werte von 225 Mark. Für die Sakristei wurde ein neuer Sakristeischrank angefertigt (Tischlermeister Josef Puff, Lichterfelde, Kostenpunkt: 402,– M). Die Kirche wurde vollständig ausgemalt für 631,– M. Durch den Mittelgang der Kirche wurde ein roter Kokosläufer gelegt und an der Tür ein Schutzfries angebracht, Kosten: 371 Mark. Am Beichtstuhle wurde eine liebliche Antonius-Statue angebracht für Armensammlungen

(“Antoniusbrot”). Der Eingang der Kirche wurde betoniert. (Ausführung: Josef Pampuch, Teltow, Kosten: 278 Mark). Die kirchen­statistischen Zahlen entsprechen denen des Vorjahres, nur daß die Zahlen der Gesamtkommunionen auf 1347 stiegen.

Der Höhepunkt des Jahres 1926 war die hl. Mission vom 20. bis 28. November, gehalten von dem Franziskanerpater Johannes, Berlin-Pankow. Ein aus Gemeindemitgliedern gebildeter Missionsausschuß bereitete die Mission durch Hausbesuche vor. Es wurden sämtliche Gemeindemitglieder schriftlich zweimal eingeladen. Mit einer Kindermission wurde begonnen. An den Abenden wurden Predigten für alle Gläubigen gehalten, an den letzten Tagen auch früh Standespredigten für Frauen. Massenbekehrungen wurden allerdings nicht erzielt. Dafür ist die religiöse Gleichgültigkeit, Dummheit, Faulheit, Menschenfurcht, Verhetzung und endlich auch der religiöse Haß unter der Mehrzahl der Teltower Katholiken zu groß.

Aber immerhin wurde doch eine ganze Anzahl Gläubiger aus dem geistlichen Schlaf gerüttelt, die kirchlich Gesinnten in ihrem Glauben gestärkt und vertieft; die Zahl der Kommunionen betrug an 250. Die bleibende Frucht dieser Mission war, die Gründung des eucharistischen Männerapostolates. Die Statistik weißt in diesem Jahre ein Anwachsen der Gemeinde auf 700 Seelen auf. Das Sturmesbrausen des hl. Geistes, angefacht durch die Mission schüttelte viele morsche Äste vom Baum der Kirche ab. Es traten im Jahre 1927 22 Gemeindemitglieder aus der Kirche aus. Das Jahr 1927 sah vom 10. bis 13. November eine Erneuerung der hl. Mission, wieder gehalten durch Pater Johannes. Die Abendpredigten waren gut besucht. Die Zahl der Kommunionen betrug 220. Am Schluß der Missionserneuerung wurde der “Christliche Frauen- und Mütterverein” gegründet, dem 57 Mitglieder beitraten. Im Jahre 1927 erhielt auch die Marianische Kongregation eine Fahne, angefertigt von Maßnik & Co.,Berlin. Die Kosten betrugen: 420 Mark. Die Statistik dieses Jahres gibt die Zahl der Gemeindemitglieder mit 800 an.

Am 28. März wurde der bisherige Kuratus von Teltow, Otto Hoffmann, durch Dekret des Hochh. Kardinal Bertram, Breslau zum Pfarrer (Missionspfarrer) ernannt. Am 30. April bezog der Pfarrer das im September 27 bis April 28 erbaute Pfarrhaus an der Ruhlsdorfer Straße Nr. 28. Das Pfarrhaus ist im Landhausstiel nach Plänen von Herrn Delegaturbaurat Kühn und von Herrn Architekten Eickhoff, Lichterfelde zum Preis von 70.000 Mark erbaut. Nach dreihundert Jahren hat somit wieder der erste katholische Pfarrer in Teltow sein Domizil aufgeschlagen.

Am 13. d.M. fand in Teltow infolge Auflösung der Stadtverordnetenversammlung Neuwahlen statt. 5 Sozialdemokraten, 6 Kommunisten und 6 Bürgerliche wurden gewählt. Vorher war die Zusammensetzung der Versammlung: 3 Sozialdemokraten, 5 Kommunisten, 8 Bürgerliche. Von den 3264 gültigen Stimmen entfielen 920 auf den Wahlvorschlag der SPD, 11 auf die KPD, 1232 auf die Bürgerlichen.

Im Jahre 1924 hatten die SPD 532, die KPD 836, die Bürgerlichen 1373 Stimmen. Die Sozialisten arbeiten, die Bürgerlichen schlafen, die kath. Kirchengemeinde ist ein “pusillus grex”; bei der am 20. d.M. stattgefundenen Reichs- u. Landtagswahl brachte sie in Teltow 85 Zentrumsstimmen auf (i.J. 1924: 91). Die Zentrumsziffern in den anderen Orten waren: Stahnsdorf 15, Kl.-Machnow 11, Ruhlsdorf 18.

10. Oktober 1928, Am Rosenkranzfeste diesen Jahres, das zugleich unser Kirchweihfest ist, wurde zum ersten Male die Feier des ewigen Gebetes begangen. Die Gemeinde hatte an dieser hl. Veranstaltung große Freude und beteiligte sich rege an der hl. Generalkommunion und den Anbetungsstunden.

Ein überaus schmerzliches Ereignis muß der treue Chronist berichten. Am 16. Januar 1929 verstarb nach nur dreitägigem Krankenlager, versehen mit den hl. Sterbesakramenten unser Hochw. Herr Weihbischof Dr. Josef Deitmer. Als Pfarrer von Steglitz hat er auch Teltow betreut bis zu der Zeit, da Lichterfelde und damit auch Teltow von Steglitz abgetrennt wurde. Die alten Teltower Katholiken sind manchesmal mit dem damaligen Pfarrer von Steglitz in Berührung gekommen. Die Jungen sind von ihm gefirmt worden. Alle aber haben ihn verehrt und geliebt und rufen dem Verewigten Bischof dankerfüllten Herzens zu: Have, fia anima!

27. Februar 1929. Im Februar begruben sie Dr. Karl Sonnenschein. Es ist nicht die Aufgabe des Chronisten, Dr. Sonnenschein zu werten. Aber er will ihm doch ein ganz bescheidenes Vergißmeinicht aufs Grab legen. War doch Dr. Sonnenschein dreimal in Teltow: Einmal mit dem S.S.S. bei einer Weihnachtsfeier des Arbeitervereins, einmal hat er zwei Mitglieder des S.S.S. in Teltow getraut und wiederum noch im Vorjahre mit seinen Anhängern unser Kirchlein besucht. R.i.P.! Möge er, der Freund aller Armen und Elenden, im Himmel der Fürbitter unserer armseligen Kirchengemeinde sein. -­

Nachgeholt soll noch werden, daß am 31.Januar 1929 wurde in Teltow der Jungmännerverein mit 11 Mitgliedern gegründet wurde.

Am 10. April legte in Ahrweiler ein Mitglied der Kirchengemeinde, Elisabeth Ruf, als Ursulinenschwester, Sw. Perpetua genannt, ihre Ordensprofeß ab. Mutter und Schwester nahmen an der Feier teil. Der Pfarrer brachte die Glückwünsche der ganzen Kirchengemeinde brieflich dar. Auf seine Bitte hin versprach Sw. Perpetua den Dienstag mit allen, was er bringt, für die Teltower Jugend, Katholiken und Pfarrhaus aufzuopfern. -­

Anläßlich seines goldenen Priesterjubiläums hat der Hl. Vater, Papst Pius XI., das Jahr 1929 zum außerordentlichen Jubiläumsjahr erhoben. Der Jubiläumsablaß wurde auch in Teltow verkündet.

Am 17. Nov. fanden in Preußen die Kommunalwahlen, Kreis­u. Provinzial-Landtagswahlen statt. Das Wahlergebnis in Teltow war: 6 Sozialdemokraten, 4 Kommunisten, 4 von der Nationalen Liste (unter ihnen an 3.Stelle das Mitglied der Kirchengemeinde, Herr Eugen Schlenger), 2 von der Wirtschaftspartei. Zentrumsstimmen war in Teltow eine mehr als im vorigen Jahre, also 86, 5 noch weniger als 1924. Also nach 5 Jahren keinen Fortschritt; trotzdem inzwischen doch ein beträchtlicher Teil der Mitglieder der Kongregation und des Jungmännervereins wahlberechtigt geworden ist; trotzdem der Pfarrer in der Wahlvorbereitung sich alle Mühe gab.

Dem Chronisten bleibt da nur ein, vive janne übrig. Erfreulich war, daß für den Kreistag Teltow Paul Senger, Ruhlsdorf auf eigner Zentrumsliste mit 1065 Stimmen gewählt wurde.

18.Dez.1929. Im Zusammenhang mit den Wahlen sei angeführt, daß sehr interessante Ergebnis der Abstimmung nach Geschlechtern in Berlin. Die Wahlbeteiligung betrug bei den Männern 74 v.H., bei den Frauen dagegen nur 66,4 v.H.. Die Verteilung der Frauen­u. Männerstimmen auf die einzelnen Parteien war folgende: Von je 100 Wählern stimmten für die Nationalsozialisten 46,8 Frauen u. 52,2 Männer, f.d. Deutschnationale Volkspartei 59,5 Frauen u. 40,5 Männer, f.d. Deutsche Volkspartei 56,3 Frauen u. 43,7 Män­ner, f.d. Demokraten 52,1 Frauen u. 47,9 Männer, f.d. Wirtschaftspartei 49 Frauen u. 51 Männer, f.d. Zentrum 62,2 Frauen u. 37,8 Männer, f.d. Christlichen Volksdienst 69 Frauen u. 31 Män­ner, f.d. Sozialdemokraten 52,5 Frauen u. 47,5 Männer, f.d. Kommunisten 45,5 Frauen u. 54,5 Männer. Die meisten Frauenstimmen wurden also f.d. Christlichen Volksdienst, f.d. Zentrum u. f.d. Deutschnationale Volkspartei abgegeben, also für die drei grundsäzlich religiös-christlichen Parteien. Ein Ruhmesblatt für die durch ihre Frauennatur u.ihren Mutterberuf konservativ u.religiös eingestellte Frau. Dieses Ruhmesblatt gebührt sicher auch den Teltower Frauen!

26. Dez. 1929. Heute wurde das goldene Priesterjubiläum seine Heiligkeit, des Papstes Pius XI. in der Kirche gefeiert. Nach einer eigenen Festpredigt weihte die zahlreich versammelte Gemeinde vor ausgesetztem Hochwürdigsten Gute ihre Gebete und das hl. Opfer dem erlauchten Jubilar auf dem ‘Stuhle Petri’.

31. Dez. 1929. Wieder Liegt ein bitterschweres Jahr hinter dem deutschen Volke. 2 Millionen Arbeitslose zählen wir heute, die Reichskasse hat ein defizit von 1,87 Milliarden, die Reichshauptstadt steht unter Finanzaufsicht. Und dennoch Verzweifelt keiner! Gründe jeder immer tiefer und fester in sich das Gnadenreich Christi, dann wird Gott ihn nicht verlassen. Bete und arbeite ein jeder für Jesus, daß sein Reich immer mehr zu uns komme; in dem Maße wird es besser und schöner werden. Reicher werden in der Liebe Jesu! Teltower Kirchengemeinde, das hast du gut gemacht: im vorjahre betrug die Gesamtzahl der Kommunionen 2320, in diesem Jahre 3100. – Pax Christi in Regio Christo! ­

2. März 1930. Zum zweiten Male seit bestehen der Kirchengemeinde wurde der Versuch gemacht, für die sportlich interessierte männliche Jugend eine Sportgruppe ins Leben zu rufen. Es meldeten sich 15 Sportbegeisterte. Die Leitung wurde Herrn Katasteramts­Obersekretär Huesmann übertragen. Mit ihm besorgte der Pfarrer die Sportkleidung. Freiübungen, Leichtathletik, Ballspiele sollten betrieben werden. Mehrere übungsabende wurden gehalten, die Teilnehmerzahl wurde immer geringer. Ende: Auch dieser Versuchsballon platzte und verpuffte. Die kath. Sportidee wurde zu Grabe getragen. .

7. April 1930. Ein langgehegter Wunsch der Gemeindemitglieder ging in Erfüllung. Auf einer vom Pfarrer bei Bielke einberufenen Katholikenversammlung wurde ein Zentrumsverein gegründet, der den Namen erhielt: “Deutsche Zentrumspartei, Ortsgruppe Teltow und Umgebung”. Ungeführ 30 Personen meldeten sich zur Aufnahme. Den 1. Vorsitz übernahm Herr Franz Xaver Pfeiffer, Stahnsdorf. Zum ersten Male wurde in diesem Jahre der Gottesdienst am Gründonnerstag und Karfreitag streng liturgisch gestalten. Das hl.Grab wurde an der Altarwand links über Eck errichtet. Den Grabchristus, in Holz geschnitzt, schenkte Herr Kaufmann Aloyius Esch, Lichterfelde; Hersteller war der Holzschnitzer Lotter in Frohnau. Den Grabaufbau besorgte der Tischlermeister Bernhard Geismann in Lichterfelde. Die künstlerische Gestaltung des ganzen übernahm Frau Hauptmann von Zwehl, Lichterfelde. An den Anbetungsstunden am hl. Grabe beteiligten sich die einzelnen Vereine eifrig. -­

Am Feste Christi Himmelfahrt, 29. Mai 1930, feierte der Arbeiterverein, St. Christophorus, sein 25. Stiftungsfest. Die Gemeinde stiftete für den Fahnensilberkranz 115 Mark, Frau Hauptmann Hertha von Zwehl stiftete das Silber im Wert von 35 Mark. Am Festgottesdienste nahmen Herr Bürgermeister Oberreich und Gattin teil. Nachmittags fand die Weihe des Silberkranzes durch den Vereinspräses Herrn Pfarrer Hoffmann statt. Die Festpredigt hielt der Gründer des Vereins, der Geistliche Rat Max Beyer, Lichterfelde. Nach dem Festgottesdienst bewegte sich ein stattlicher Festzug durch die Straßen Teltows nach dem Festlokal “Weißer Schwan”, Ruhlsdorfer Platz. Bei schönstem Sonnenschein, unter den Klängen der Musik labten sich die Festteilnehmer im schattigen Garten am duftendem Festkaffee. Um 8 Uhr fand im Saale der Festakt statt. Die Festrede hielt Herr Ministerialdirektor im Reichspostministerium Dr. Andersch. Ein Festball schloß das glänzend verlaufene Fest ab.

Am heutigen Tage, 29. Mai 1930, wurde auch die neue St. Antoniusstatue eingeweiht. Sie ist in Holz geschnitzt, ein Werk von Herrn Bildhauer Lotter, Frohnau. Gestiftet wurde sie von Herrn Kaufmann Aloysius Esch, Lichterfelde.

30. August 1930. Ein Einbruchdiebstahl wurde in unserer Kirche gemacht. Es wurden Messing- und Zinngeräte, Kannen, Deckel und Kelche sowie Glöckchen gestohlen. Die Diebe wurden gefasst und vor dem Lichterfelder-Schöffengericht zu Zuchthaus und Gefängnis verurteilt.

“Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist …….. “;
das bewahrheitete sich auch hier. Beide Kirchentüren erhielten Sicherheitsschlösser und es wurde eine Alarmanlage geschaffen, die unterirdisch durch den Garten führt. Werden zur Nachtzeit die Kirchentüren geöffnet, so ertönt das Läutewerk der Alarmanlage im Pfarrhaus. Die ausführenden Arbeiten leisteten die Gebrüder Schäfer aus Teltow. Von den gestohlenen Gegenständen ist das silberne Krankenölgefäß wieder in die Hände des Pfarrers zurückgelangt; allerdings fehlten die Deckel. Es wurde auch eine Versicherung gegen Einbruch abgeschlossen.

– Mit blauem Auge davongekommen dankt der Chronist Jesus und seiner gebenedeiten Mutter, den lb. Patronen der Kirche und ihrem Schutzgeist von Herzen für Hilfe in großer Not und Bewahrung vor schlimmerem Unheil.

Am 14. Sept. fanden die Wahlen zum Deutschen Reichstag statt. Der neue Zentrumsverein bestand seine Feuerprobe, wie nachfolgende Zahlen beweisen. Das Ergebnis der Reichstagswahl ist wie folgt:

Die eingeklammerten Ziffern sind die der Wahl von 1928

– in der Stadt Teltow:
Kommunisten 1295(1114), Sozialdemokraten 1208(1079), Nationalsozialisten 443(63), Deutschnationale 418(480), Wirtschaftspartei 213(289), Deutsche Staatspartei 106 (Demokraten 100), Zentrum 101(85), Christlich-Sozialer Volksdienst(Evg.Bewegung) 90, Deutsches Landvolk 85, Volkspartei 84(155), Konservative Volkspartei 39. Zersplittert waren 45, ungültig 20 Stimmen. die Wahlbeteiligung betrug 83 v.H. bei der vorigen Wahl.

– in Stahnsdorf: Kommunisten 323(251), Sozialdemokraten 234(187), Deutschnationale 148(169), Zentrum 40(15), Volkspartei 33(45), Staatspartei 34(33), Wirtschaftspartei 149(123), Nationalsozialisten 216(12), Landvolk 52, Volkskonservative 6, Chr.­Soz.Volksdienst 9, Sonst. 29(43).

– in KI.-Machnow: Kommunisten 112(80), Sozialdemokraten 207(140), Deutschnationale 233(191), Zentrum 30(11), Volkspartei 73(86), Staatspartei 78(35), Wirtschaftspartei 29(18), Nationalsozialisten 273(12), Landvolk 4, Vollkskonservative 41, Chr.soz. Volksdienst 3, Sonst. 16(46).

– in Ruhlsdorf: Kommunisten 116(99), Sozialdemokraten 163(174), Deutschnationale 31(124), Zentrum 31(18), Voklspartei 9(21), Staatspartei 8(6), Wirtschaftspartei 41(48), Nationalsozialisten 21, Landvolk 1, Sonst. 10(14).

10. Okt. 1930. In Vorbereitung auf das 10 jährige Jubiläum unsers Kirchleins wurde das Kirchendach vollständig erneuert; die Arbeiten führte aus, zum Preise von 600 RM, Herr Wilhelm Fischer Teltow. Auch wurde der Boden der Kirche ausgebessert, es wurden mehrere ganz verfaulte Trägerpfosten erneuert.

Am 5. Oktober, am Rosenkranzfeste wurde das Kirchenjubiläum feierlich begangen. Im Mittelpunkt der Feier stand Jesus, unser Herr und König. Ihm galt aller Preis und Dank. Rege beteiligte sich daher die Gemeinde an den nachmittäglichen Anbetungsstunden im Rahmen des Ewigen Gebetes. Das Hochamt verschönte durch den Vortrag einer lateinische Messe der Kirchenchor von Lichterfelde unter Leitung seines Dirigenten Herrn Alfred Musiol.

31. Dez. 1930. Zu Anfang des Jahres 1930 erwarben die Brüder Brenninkmeyer, Berlin in Teltow am Bahnhof ein Grundstück von 60.000 qm. Sie wollten dort aus hochherzigem Sozialempfinden heraus Wohnhäuser für kinderreiche katholische Familien errichten und für billigen Preis (Monatsmiete für 4 Stuben und Küche = 50,– RM) abgeben. Um die Jahreswende sind dann auch durch Vermitlung des Caritasverbandes Berlin, auf Empfehlung der katholischen Pfarrämter hin acht Berliner Familien mit 45 Kindern nach Teltow gezogen. Welch ein neuer Antrieb für die Kirchengemeinde Teltow, welch neues Blut in dem leider vielfach vermanschten Stamm der Kirchengemeinde, welche Aussichten für die Zukunft! Der frische Zustrom machte sich sofort im kirchlichen Leben bemerkbar. Ein großer Teil der zugezogenen trat den Standesvereinen bei, die Kinderbänke in der Kirche, vorher ach so dürftig b­setzt, (sind doch die Kinder in den 10 Jahren des Bestehens der Gemeinde von 90 auf 45 heruntergegangen) wurden nun stramm aufgefüllt. So schließt der Chronist die Chronik des Jahres 1930 mit zuversicht ab, mit inniger Bitte für die Kirchengemeinde Teltow, besonders aber auch für die Brüder Brenninkmeyer und ihr wahrhaft katholisches Werk.

1. Februar 1931. Am heutigen Tage zählte die Kirchengemeinde Teltow 1150 Katholiken. Im Einzelnen: Teltow 715, Ruhlsdorf 91, Stahnsdorf 156, KI.-Machnow 188. Kl.-Machnow hat einen so großen Zuwachs an Katholiken durch seine Siedlungen erhalten.

Jedoch kommen diese Katholiken mit ganz wenigen Ausnahmen wegen der großen Entfernung zur hiesigen Kirche für Teltow nicht in Frage. Es besteht daher im Einvernehmen mit Herrn Prälaten Ms. Beyer die Absicht, Kl.-Machnow von Teltow abzuzweigen und nach Zehlendorf zu überweisen.

18. Febr. 1931. Einen erbitterten Kampf muß der Pfarrer in dem knallroten Teltow gegen den Sozialismus führen. Seit 10 Jahren währt der Kampf! Wieviel Predigten, Vorträge, Abwehrmaß­ nahmen sind schon gegen den Sozialismus veranstaltet worden.
Trotzdem sind mindestens Zweidrittel der Kirchenmitglieder sozialistisch eingestellt, selbst unter den kirchlich Gesinnten besteht mannigfach eine versteckte Anhänglichkeit an den Sozialismus, und die Mitglieder der männlichen Jugendvereine neigen beständig dazu, in den hiesigen sozialistischen Sportverein einzutreten. Proletariat, dein Name ist Stumpfsinn! Erbärmliche Charakterlosigkeit der kath. Männer!! Der Kampf gegen alle Gesinnungslumpen geht weiter! Aus einer Predigt des Pfarrers: Der Eintritt in den hiesigen sozialistischen Sportverein ist Gesinnungslosigkeit, großes Ärgernis, schwerer Ungehorsam gegen den Pfarrer. Es wird daher die sakramentale Lossprechung verweigert.

20 Millionen Arbeitslose zählt gegenwärtig die Welt, 4 Millionen in Deutschland; auch in der Teltower Kirchengemeinde ist jeder 3. Mann arbeitslos. Wir haben junge Männer hier, die den ganzen Sonntag im Bett bleiben, weil sie nichts zwischen die Zähne schieben können, andere haben durch Wohlfahrts-Krisenunterstützung wöchendlich 3 Mark zu verzeichnen! Und wie müssen erst kinderreiche Familien darben! Deshalb entschloß sich der Pfarrer, die charitative Hilfe für die Armen zu vermehren. Auf seine Ermahnungen hin spendeten die Gläubigen reichlich Antoniusbrot, allmonatlich wurde eine Kollekte für die Arbeitslosen gehalten, Herr Franz Brenninkmeyer, Lichterfelde spendete 500 RM, Herr Paul Senger, Ruhlsdorf schenkte 100 RM. So konnten den Arbeitslosen reichlichere Geldmittel zugewendet werden; für Familien wurden aus der Kasse der Elisabethkonferenz Kartoffeln, Kohlen und wöchendlich 1 Brot zugewiesen.

Am 10. Febr. fand im Pfarrhause eine Konferenz statt, betreffend kath. Schule in Teltow. Es nahmen teil: Herr Bürgermeister Oberreich, Herr Franz Brenninkmeyer, Herr Regierungsrat Scharfenberger, Herr Lehrer Rathmann und der Pfarrer. Herausgestellt wurden 3 Tatsachen:

1. Die Errichtung einer kath. Schule wird durch Wachstum der Brenninkmeyer-Siedlung immer notwendiger werden.
2. Die Brüder Brenninkmeyer denken nicht daran, Aufwendungen für Schulzwecke zu machen oder gar eine kath. Schule zu gründen.
3. Die Stadt Teltow hat kein Geld für eine kath. Schule.

Es wurde beschlossen, den Versuch zu machen, durch den Bischof an den Wohlfahrsminister zwecks besonderer Geldzuweisungen an die Stadt Teltow heranzutreten. Erst soll aber die Rückkehr des Herrn Prälaten Beyer von seinem Erholungsurlaub abgewartet werden.

10. März 1931. Zur Förderung guter Lektüre wurde der Borromäusverein mit einer öffentlichen Bücherei ins Leben gerufen. Vierzig Mitglieder wurden für den neuen Verein als Mitglieder aufgenommen; die Pfarrbücherei wurde mit rund dreihundert Bänden dem Gebrauch der Gemeinde übergeben.

1.April 1931. Ostern dieses Jahres wurden 23 Kinder zur ersten hl.Kommunion geführt; Der Zustrom von Kindern aus der Siedlung Brenninkmeyer bewirkte diese hohe Zahl von Erstkommunikanten. Für Arme unter den Erstkommunionkindern brachte die Gemeinde bei einer Kollekte 170 Mark auf, ein Beweis großer Opferwilligkeit. Bei dieser Gelegenheit sei auch in Dankbarkeit gedacht der Wohltätigkeit der Firma Brenninkmeyer. Herr Franz Brenninkmeyer Spendete im vergangenen Winter für die Armen 500 Mark, für die Erstkommunionkinder 100 Mark; außerdem die Firma Brenninkmeyer für die Erstkommunikanten Knaben- u. Mädchenstoffe und einen kleinen Posten Knaben- u. Mädchenschuhe.

31. Mai 1931. Am heutigen Dreifaltigkeitssonntage gab der Pfarrer in seiner Predigt einen Überblick über den diesjährigen Osterkommunionempfang. Aus der Stadt Teltow kamen für die Osterkommunion in Frage 561 Katholiken. Von diesen haben rund 230 ihre Osterpflicht erfüllt. Dieses noch etwas günstige Ergebnis wird durch die Katholiken der Siedlung Brenninkmeyer bewirkt. Von Stahnsdorf kamen 147 Katholiken für die Osterkommunion in Frage; davon haben 45 ihre Sache getan. Die große Wegentfernung bewirkt Kirchenentfremdung; leider haben sich auch in Stahnsdorf in letzter Zeit recht viele kommunistische Elemente angesiedelt. In Ruhlsdorf hielten von 73 in Frage kommenden Katholiken 47 ihre Ostern, also rund 2/3; ein Ruhmesblatt für die religiös so feste Fam. Senger. Am ungünstigsten sind die Verhältnisse in Kl.­Machnow gelagert. Hier ist eine neue große Siedlung entstanden, mit Namen “Eigenherd”. Die Wegentfernungen zur Zehlendorfer oder Teltower Kirche sind groß, die Fahrverbindungen ungünstig. So muß angenommen werden, daß von den 140 in Frage kommenden Katholiken kaum 1/4 ihre Osterpflicht erfüllt haben. Wenn die Zahl aller Osterpflichtigen mit 925 angesetzt wird, dann haben davon ungefähr 350 ihre Osterkommunion empfangen.

Anfang Mai 1931 wurde in Stahnsdorf auf Antrag der katholischen Elternschaft für die Volksschulkinder kath. Religionsunterricht in 4 Stunden wöchentlich eingeführt. Die Gemeinde bewilligte 50 Mark für die Jahresstunde. Auch in der Siedlung -“Eigenherd”- Kleinmachnow wurde für die Grundschule eine Religionsstunde wöchendlich eingerichtet.

31. Juli 1931. In den großen Ferien veranstaltete der Pfarrer mit den Schulkindern Spieltage und Wanderfahrten. Es beteiligten sich 20 sechs- bis achtjährige und 40 ältere Kinder. Die Unkosten wurden durch eine Kollekte gedeckt, die 70 Mark erbrachte.

Am 14. Sept. 1931 schied der Bürgermeister von Teltow Herr Oberreich aus seinem Amte infolge Ablaufes der Wahlperiode aus. Auf die Ausschreibung des Bürgermeisterpostens waren 167 Bewerbungen eingegangen. Der erste Bürgermeister von Spremberg, namens Steffen, wurde zum Bürgermeister der Stadt gewählt. Dem scheiden den Bürgermeister Oberreich sei hiemit für sein Wohlwollen der kath. Kirchengemeinde gegenüber ein aufrichtiges Dankeswort gesagt.

Am heutigen Tage hielt der Pfarre zum ersten Male wieder seit dem 13. Sept. Sonntagsgottesdienst. An einer bösen Angina und Grippe erkrankt, mußte er 6 Wochen aussetzen. Für Vertretung sorgte in gütiger weise Monsignore Beyer in Lichterfelde; er schickte regelmäßig Herrn Kaplan Willimsky zum Gottesdienst heraus.

6. Dez. 1931. Am heutigen Sonntage sang zum ersten Male der neugebildete Kinderchor, aus 30 Mitgliedern bestehend, im Hochamt eine lateinische Choralmesse und ein zweistimmiges deutsches Marienlied. Waren die Kleinen zwar noch etwas schüchtern, so machten sie doch ihre Sache im Ganzen recht nett und fanden allerseits freudige Anerkennung.

Düsterer und verhängnisschwer geht das alte Jahr 1931 zur Neige. 5 Millionen Arbeitslose werden in unserem Vaterlande gezählt. Auch in unserer Kirchengemeinde, die doch fast nur aus kleinen Leuten besteht, geht der Hunger um. Die Kirchengemeinde hilft den Ärmsten, so gut sie es vermag. Die Elisabeth-Frauenkonferenz wurde ergänzt durch eine Antonius Männerkonferenz; beide Konferenzen zu einer Charitaskonferenz vereinigt, tagen alle 14 Tage und suchen größste Not zu lindern. Rund 40 Familien, vielfach mit mehr als vier Kindern, werden regelmäßig mit Bargeld, Lebensmitteln, Kohlen, Sachen, Schuhwerk bedacht. Die Mittel werden durch das Antoniusbrot und die Beiträge der unterstützenden Mitglieder der Charitaskonferenz aufgebracht. Auch hat seine Exzelenz, der Hochh. Herr Diözesanbischof Dr. Schreiber zehn kinderreichen Familien eine Weihnachtsgabe von je 20 Mark übermittelt; Herr Franz Brenninkmeyer spendete 300 Mark, die Firma Brenninkmeyer auf ein Gesuch des Pfarrers 500 Mark. Die Stadt Teltow hat eine Winterhilfe eingerichtet, an der unsere Kirchengemeinde gebend und empfangend beteiligt ist.

Viel beängstigender aber als das materielle, ist das religiössittliche Elend unserer Gemeindemitglieder. Wie oft hat der Pfarrer über das hl.Meßopfer gerade in letzter Zeit als Trost und Kraft in unserer opferschweren Zeit gepredigt! Wie oft und eindringlich hat er die Gläubigen, besonders die erwerbslosen Männer, zum hl. Opfer an den Wochentagen eingeladen! Es hat fast nichts genützt! Eine kleine Anzahl von Frauen, vielleicht 30, eine kleine Anzahl von Männern, vielleicht 8, kommen an dem einen oder anderen Wochentage in die hl. Messe; die große Menge bleibt fern. Keine innere Verbundenheit mit dem hl. Opfer, keine Wertung, kein Nachdenken, kein guter Wille. Den Weg zum Pfarrer, wenn es gilt, die Hände aufzumachen, finden sie; den Weg zu ihrem Heiland finden sie nicht. “Wenn das aber am grünen Holze geschieht, was soll dann erst am dürren geschehen!” Die an sich kirchlich gesinnten Gemeindemitglieder zeigen einen bedauerlichen Mangel übernatürlichen Glaubenslebens, bei der großen Masse ist auch der letzte religiöse Funke erloschen. Zum Beweise dafür sei folgendes Angeführt: Von 6 rein kath. Brautpaaren diesen Jahres haben nur 3 sich kirchl. trauen lassen; von 20 konfessionell gemischten Brautpaaren nur 1 Brautpaar. Das ist Bolschewismus in Reinkultur; Die Herren Bräutigame Kommunisten, einer nach dem anderen. Wenn es in anderen kath. Arbeitergemeinden auch so geht, dann kath. Kirche in Deutschland, rüste dich zum Sterben! !

15. Jan. 1932. Durch eine hochherzige Spende unseres hochw. Bischofs wurde es auch in unserer Kirchengemeinde möglich gemacht, daß in der Zeit vom 27.1.-31.1. 6 erwerbslose Männer kostenlos in Biesdorf an den Exerzietien teilnehmen konnten.

10. April 1932. Am heutigen Tage haben die Wahlen für den Reichspräsidenten stattgefunden. Zu dieser Wahl wurde vom Pfarrer vom Altare folgende Kundgebung verlesen: Jeder, der 20 Jahre alt ist, ist in seinem Gewissen gebunden, heute zu wählen. Worauf gründet sich diese Gewissenspflicht?

1. Auf der Gerechtigkeit dem Staatswohl gegenüber.

2. Auf der Religion. Schütze deine Kirche.

3. Auf der Nächstenliebe, weil wir kein Ärgernis geben dürfen. Ärgernis gibt, wer nicht wählt; der andere macht es nach.

15. Juni 1932. Wie Anfang des Jahres die Männer, so konnten sich auch jetzt 3 Mitglieder des Müttervereins durch Bischofsspende zu kostenlosen Exerzitien in Biesdorf vom 20.6.-24.6. melden.

20. Juni 1932. Der Bonifatiusverein ist nunmehr auch in unserer Gemeinde eingerichtet worden. Für die Mitglieder und Freunde des Vereins wird das schlesische Bonifatiusblatt an jedem ersten Sonntag des Monats an der Kirchentür aufgelegt; es kann gegen einen beliebigen Beitrag mitgenommen werden. Die Kollekte für den Bonifatiusverein am vorigen Sonntag hat 105 Mark gebracht.

18. Aug. 1932. Der Kinderchor hat auch mit Ergänzung durch einen Männerchor den Erwartungen nicht entsprochen, die auf ihn gesetzt worden sind. Deßhalb wurde der Beschluß gefaßt, einen Kirchenchor aus Erwachsenen zusammen zu stellen. Am vorigen Freitag war die Gründungsversammlung und die erste Probe. Es fanden sich ungefähr 30 Damen und Herren ein.

Am 2. Oktober 1932 feierte unser verehrter Herr Reichspräsident Paul von Hindenburg seinen 65. Geburtstag. Die Kirchengemeinde gedachte des Herrn Reichspräsidenten im andächtigen Gebete.

11. Nov. 1932. Am heutigen Tage finden im Reiche und im Lande Wahlen statt. Der Pfarrer verlas folgende Wahlkundgebung:

Am heutigen Wahltage wird jeder Wahlberechtigte Katholik aufgerufen seine Wahlpflicht zu erfüllen. Mehr denn je ist heute der Stimmzettel Ausdruck unseres Willens zur Mitarbeit und Mitbestimmung am Aufstieg des deutschen Volkes. Es gelten folgende Grundgedanken für uns Katholiken: Christlich soll sein Regierung, Staat, Gesetzgebung u. Leben. Konservativ sollen bewährt und befestigt werden die Fundamente des Staates, vor allem die Familien. National sollen wir denken und handeln in dem Sinne: Ich liebe meine Sprache, meine Heimat, deutsche Kultur, deutsches Wesen über alles in der Welt; ich will Freiheit, Gleichberechtigung für mein Vaterland, und oberster sozialer Grundsatz soll sein: – Alles für das Volk. ­

1. Dez. 1932. In der Siedlung Brennikmeyer für kinderreiche Familien wurden auch in diesem Jahre 4 Häuser zum beziehen fertig. Auf diese Weise stehen jetzt in der Siedlung 18 Häuser, die von 33 Familien bewohnt wurden. Sehr sinnig war es, daß die Namen der neuen Straßen dem kath. Charakter der Siedlung angepaßt wurden. Es wurden folgende Namen gegeben: Maria-Hilf-Weg, Josefstr., Clemens-August-Str.. Vor einiger Zeit wurde eine Gruppenaufnahme der Kinder der Siedlung gemacht. In Dankbarkeit gegen die Stifter der Siedlung überreichten 2 Kinder im Namen aller anderen Kinder Herrn Franz Brennikmeyer eine Weihnachtskundgebung in künstlerischer Form. Unter ihrem Gruppenbild sprachen die Kinder den Familien Brennikmeyer ihren Dank aus, und als Weihnachtsgeschenk versprachen sie die hl. Weihnachtskommunion am ersten Feiertag.

20. Jan. 1933.

In kirchlicher Hinsicht war das bedeutendste Ereignis im 1. Viertel dieses Jahres die hl. Mission, die die Kirchengemeinde Teltow gemeinsam mit den Kirchen Berlins hielt.

Zum Missionar wurde uns gegeben der hochw. Herr Benediktinerpater Willibrod aus Grüssau in Schlesien. Der eifrige Missionar machte der Kirchengemeinde schon zu Sylvester einen Besuch. Er predigte in der Sylvester-Jahresschlußandacht und am Neujahrstage. – In 4 Missionskonferenzen an denen sich 40 Helfer und Helferinnen beteiligten, wurde die Mission vorbreitet. An alle Gemeindemitglieder wurden 6 Werbeblätter verteilt. Die Missionshelfer machten rund 500 Werbungsbesuche. Die Mission begann mit den Kindern am Aschermitwoch, dem 1. März. Es fanden an 3 Tagen nachmittags Predigten statt, die von 125 Kindern besucht wurden. Bei dem feierlichem Schluß der Kindermission in der Frühmesse am 5. März wurden 65 Kinderkommunionen gezählt. Es haben alle Kinder die hl. Kommunion gehalten im Verhältnis zur Gesamtkinderzahl von 135.
Auch der Besuch der Kinderpredigten war als recht gut zu bezeich­nen. – Im Hochamt am 5.3. wurde die Mission der Erwachsenen feierlich eröffnet. Der hochw. Herr Missionar wurde in die Kirche eingeführt. Mit den Worten: Veri Creator Spiritus, wurde der hl. Geist herabgerufen um seinen Gnadenbeistand. Der Pfarrer begrüßte den Missionar und übergab ihm durch überreichung der Stola alle Seelsorgsgewalten. Die erste Missionswoche war für die Frauen bestimmt; es fanden am Tage 2 Predigten statt. Vormittags in Verbindung mit einer Gemeinschaftsmesse und abends. Die Frühpredigten waren durchschnittlich von 80 Frauen, die Abendpredigten von 180 Frauen besucht. 200 Frauen empfingen die hl. Missionskommunion. – Der Frauenmission schloß sich vom 12.-19.3. die Männermission an. Früh um 6 Uhr wurden die Frühpredigten gehalten, die von 60 Männern besucht wurden. Abends waren die Hauptpredigten an denen 140 Männer teilnahen. Die Zahl der Männerkommunionen betrug 155.
Zum Andenken an die Mission wurde von Mitgliedern der Gemeinde vor der Kirche ein Missionskreuz errichtet, mit den Worten Pauli aus dem Philipperbriefe: Gehorsam bis zum Tode!. Am Montag, den 20.3. fand eine feierliche hl. Messe zu Ehren des hl. Josef statt.

Mit dem Ergebnis der Mission dürfen alle zufrieden sein. Dank schulden wir Gott für seine Gnadenhilfe, dem Missionar für seinen rührenden Eifer – er hat nicht bloß in der Kirche gewirkt, sondern auch selbst 25 Besuche gemacht und gerade dadurch manches verlorene Schäflein zurückgewonnen. Gedankt muß auch werden den Helfern u. Helferinnen für ihre aufopfernde Missionstätigkeit.

24. März. Mitten in die Mission hinein fielen am 12.3. die Wahlen zum Reichstag, Kreistag u. den Gemeindevertretungen. Zum 1. Male wurde in Teltow eine eigene Zentrumsliste aufgestellt mit Herrn Robert Wußlauk als Spitzenkandidaten. Er konnte allerdings die erforderliche Stimmzahl nicht aufbringen und fiel mit einem Minus von nur wenigen Stimmen durch. Dagegen wurde Herr Bäckermeister Paul Senger aus Ruhlsdorf in den Kreistag gewählt.

14. April 1933. Heute wurde in der Kirche ein schlichter Taufbrunnen aufgestellt. Er wurde in Holz von dem Tischler Herrmann, Teltow Siedlung Brennikmeyer hergestellt. Das Becken in Marmor lieferte das Gemeindemitglied Walter Schmid, Teltow, Brenninkmeyer-Siedlung. Kosten: 115 Mark.

Die nationale Erhebung unterscheidet folgende Phasen: Im Sommer 1932 Regierung der nationalen Konzentration. 30. Januar Regierung der nationallen Erhebung. 5. März 33 Regierung der nationalen Revolution. Heute liegen die Dinge so, daß das Streben der Nationalsozialisten zur alleinigen Macht und zum nationalsozialistischen Totalstaat immer deutlicher wird. Was wird aus den kath. Jugendverbänden, was wird aus dem politischen Katholizismus werden? Gleichschaltung – Ausschaltung – Vernichtung! Ich habe getan, was ich konnte: Gründung einer Jungschar, Mädchenschar, auch habe ich die Gründung eines Windhorstbundes angeregt; dieselbe ist gestern, am 28. April, vollzogen worden. 20 Jugendliche haben sich zum Eintritt gemeldet. Die in die Hitlerjugend eingetreten sind, sind als aktive Mitglieder aus dem Jungmännerschaftsverein ausgeschieden.

27. Mai 1933. Infolge vermehrter Eintritte in die Hitlerjugend wurde im Jungmännerverein die Regelung getroffen, daß der Jungmann der der Hitlerjugend angehört, zugleich aber auch Mitglied des Jungmännervereins sein könnte.

1. Juli 1933. Heut erschienen im Pfarrhause drei Schutzleute und meldeten das Verbot des kath. Jungmännerverbandes in Preußen.
Ich übergag ihnen die Vereinsakten; beschlagnahmt wurden die Liederbücher, Vereinsfahne und Jungscharwimpel, sowie das Vereinsvermögen von 6 Mark. Für die geheime Staatspolizei gab ich eine Erklärung ab, daß in unserem Jungmännerverein Politik seit März ausgeschlossen war; ferner daß der im April gefaßte Beschluß gefallen war und der Verein aktive Nationalsozialisten zu den Seinen zählte.

8. Juli 1933. Marianischen Kongregation und Mädchenschar sind in dieser Woche von mir augelöst worden (formaliter!).

Im politischen Katholizismus hat sich am 5. Juli dieses Jahres ein kaum faßbares Ereignis vollzogen: das Zetrum hat sich aufgelöst. Von Anfang seines Wirkens an hat der Pfarrer für das Zentrum in Teltow gekämpft; es war vor allem ein Kampf gegen den Marxismus. Die besten Katholiken waren auch die treuesten Zentrumsleute.

– Der Parteienstaat ist überholt. Der Pfarrer ist froh, daß er nicht mehr als unbezahlter Parteisekretär sich zu mühen braucht. ­

9. Juli 1933. Heute bringt die Morgenzeitung die Nachricht: Das Reichskonkordat ist am Sonnabend 18 Uhr (also am 8.Juli) von Vizekanzler von Papen und Kardinalstaatssekretär Pacielli paraphiert worden. Gleichzeitig mit dem Abschluß des Konkordats erläßt der Reichskanzler die folgende Verfügung:

Durch den Abschluß des Konkordats zwischen dem Heiligen Stuhl und der deutschen Reichsregierung erscheint mir genügende Gewähr dafür gegeben, daß sich die Reichsangehörigen des römisch­katholischen Bekenntnisses von jetzt ab rückhaltlos in den Dienst des neuen nationalsozialistischen Staates stellen werden.

Ich ordne daher an:

I. Die Auflösungen solcher kath. Organisationen, die durch den vorliegenden Vertrag anerkannt sind und deren Auflösung ohne Anweisung der Reichsregierung erfolgte, sind sofort rückgängig zu machen.

11. Alle Zwangsmaßnahmen gegen Geistliche und andere Führer dieser kath. Organisationen sind aufzuheben. Eine Wiederholung solcher Maßnahmen ist für die Zukunft unzulässig und wird nach Maßgabe der bestehenden Gesetze bestraft.

Ich bin glücklich in der Überzeugung, daß Nunmehr eine Epoche ihren Abschluß gefunden hat, in der leider nur zu oft religiöse und politische Interessen in eine scheinbar unlösliche Gegensätzlichkeit geraten waren.

Der zwischen dem Reich und der kath. Kirche abgeschlossene Vertrag wird auch auf diesem Gebiet der Herstellung des Friedens dienen, dessen alle bedürfen. Ich habe die starke Hoffnung, daß die Regelung der das evangelische Glaubensbekenntnis bewegenden Fragen in kurzer Zeit diesen Akt der Befriedigung glücklich vollenden wird.

gez. Adolf Hitler

30. Juli 1933. Aus der heutigen Sonntagspredigt.

Das am 20.Juli 1933 abgeschlossene Konkordat zwischen dem hl. Stuhl und dem deutschen Reiche hat den Zustand des Friedens und der freundschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche herbeigeführt. Der lieberale, sogenannte demokratische Staat 1918-1932 hat die Kirche nur geduldet, nicht mehr und nicht weniger, als er alle anderen Weltanschauungsgemeinschaften, mochten sie noch so materalistisch, freidenkerisch und gottlos sein geduldet hat. Diese seine Neutralität auch den Freidenkern gegenüber hat der kath. Kirche unermeßlichen Schaden zugefügt. Der neue Staat hat mit der Rotte der Freidenker und gottlosen aufgeräumt. Mit der Kirche aber hat er einen aufrichtigen Freudschaftsbund geschlossen. In ihm ist der Staat “der Garant der christlichen Mission der Kirche”. Die Kirche wiederum gibt dem Staat aus der Fülle ihrer ewigen Wahrheiten und Werte. Menschen, die Gott lieben und dienen und um Gottes Willen ihr Bestes hingeben in selbstloser Liebe und Dienstbereitschaft an Volk und Vaterland. Treu katholisch und treu deutsch!

Nach dem Abschluß des Reichskonkordates befinden wir Katholiken uns in einem völlig neuen Lebensraum und in völlig neuen Verhältnissen. Gar mancher alte, ich weise nur hin auf den politischen Katholizismus, hat seinen Sinn verloren und ist dahin. In den vergangenen Wochen habe ich mir auch als verantwortungsbewußter Pfarrer in sorgfältiger, ruhiger, nüchterner Überlegung immer wieder die Frage vorgelegt: passen die alten Schläuche unserer kirchlichen Vereine für den neuen Wein der Zeit? Haben vor allen die kirchlichen Jugendbünde noch heute einen Zweck und Sinn?

Ich kam zu folgenden Ergebnissen: Im vergangenen Jahrzehnt bildeten die Jugendbünde eine starke Burg gegen den Todfeind der Kirche, den Marxismus. Der Feind, der Marxismus, ist zerbrochen, also ist die Burg, nähmlich der Jugendverein, nicht mehr nötig.

Es hatten aber die Jugendvereine auch eine positive Seite: nähmlich Lebensschule des kath. Menschen und aktives Laienapostolat im Dienste der Kirche. Diese beiden Aufgaben bleiben bestehen; ja sie haben heute viel mehr Aussicht auf Verwirklichung als ehedem. Sind deshalb aber Vereine notwendig und zweckentsprechend? Die Antwort, die ich mir selbst gab, lautete: Nein! Wenigstens nicht Vereine in der Formung, wie wir sie in der Vergangenheit hatten.

Das war Vereinsbetrieb um des Vereinsbetriebes willen. Zur entgültigen Entscheidung, ob Vereine oder nicht, kam ich dadurch, daß die Bischöfe selber sich für die Vereine einsetzten und im Reichskonkordat die kirchlichen Vereine anerkannt wurden. Nun stand mein Entschluß fest: Versuch es noch einmal, fang noch einmal von vorne an. Aber um keinen Preis: Verein um des Vereines willen, sondern Verein zur Erfüllung der beiden großen, idealen Gegnwrtsaufgaben:

1. Lebensschule

2. Laienapostolat oder was das selbe ist, Kirche

Grundzüge der Neugestaltung der Jugendbünde:

A. Jungens u. Jungmänner

1. Jungschar bis 14 Jahre = Ministranten. Höchstzahl 25

2. Jungmännerverein: 1. Sonntagsmesse, 2. Monatspredigt, Monatskommunion, 3.Vereinsveranstaltung, 4. Apostolat an der männlichen Jugend. Höchstzahl: 25

B. Jungmädchen

1. Mädchenschar bis 14 Jahre. Höchstzahl: 30, Ziel mit 14 Jahren Eintritt in die Marian. Kongregation. Dienst an der Privat-Gemeinde

2. Marianische Kongregation, Höchstzahl: 20, Aufgabengebiet wie im Jungmännerverein.

Ist das nicht das selbe wie früher? Nein, die Formung wird eine wesentlich neue sein! Keine Aufforderungen mehr, keine Einladungen mehr, keine Präsenzfeststellungen; dafür eine Probezeit von 1/4 Jahr, als dann freiwillige Verpflichtung. Tragende Säulen des Vereinsbaus: Gehorsam, Pflichtbewußtsein, Verantwortung, Begeisterung. Wer Mittwoch, den 9. Aug., in den Jungmännerverein kommt, ist Mitglied. Wer kommenden Sonntag in die Versammlung der Marian. Kongregation kommt, ist Mitglied. Sechs genügen für jeden Bund. Beide Bünde werden in jedem Fall weitergeführt. – Frisch auf, in Gottes Namen! Amen!

3. Aug. 1933. Die Jugendbünde sind straff reorganisiert. Der Jungmännerverein besteht allerdings nur noch aus 8 Mann (Herr von Schirach hat der Hitlergugend die Mitgliedschaft in konfessionellen Bünden verboten; es kommen aber noch 21 Jugendschüler dazu. Die Kongregation zählt 15 Mitglieder; 2 Kandidatinnen und 25 Jungmädchen.

Gestern, am Sonntag, dem 17. Sept., fand aus Anlaß des am 10. Sept. erfolgten Austausches der Ratifizierungsurkunden des Reichskonkordates ein feierlicher Dankgottesdienst statt. Die kirchliche Fahne und die Reichsfahnen waren gehißt. In einer von geheißem vaterländischen Empfinden getragenen Predigt behandelte der Pfarrer Bedeutung und Inhalt des Konkordates. Bezeichnend für die Mentalität unserer Katholiken waren zwei Begebnisse nach dem Gotesdienst. Eine Frau kam in die Sakristei und sprach ihre Freude über die erbaulichen Gottesdienste und Predigten aus. Eine andere, jüngere weibliche Person erwartete den Pfarrer vor der Kirchentüre und es entwickelte sich folgende Auseinandersetzung:

Person: “Herr Pfarrer, Sie haben mir durch Ihre heutige Predigt den Glauben geraubt! Wie ein Unteroffizier haben sie vor der Gemeinde gestanden!”

Pfarrer: “Eben war eine Frau in der Sakristei, die mir sagte, daß sie durch meine Predigten erbaut wird.”

Person: “Das wird auch wohl die einzige Person in der ganzen Gemeinde sein!”

darauf der Pfarrer: “Dann entschuldigen Sie mal!” und ließ die Mademoiselle stehen und ging weg.

11. Dez. 1933. Die natianalsozialistische Revolution hat sich bis zum heutigen Tage in unserer Kirchengemeinde folgendermaßen ausgewirkt:

Positiv: Es erfolgen keine Kirchenaustritte mehr. Die marxistischen Schreier u. Hetzer sind still geworden. In den Jugendbünden herrscht Hingabe u. straffe Disziplin.

Negativ: Die Hitlerjugend höhlt allmählich den Jungmännerverein aus. Eine besondere Belebung der kirchlichen Gesinnung ist nicht festzustellen.

Bemerkenswert war der Gottesdienst am vorigen Sonntag (2. Advent). Vor dem Hochamt erschienen plötzlich und unangemeldet 80 Jungens aus dem Hitler-Jungvolk. Drei Führer meldeten sich in der Sakristei. Sie gaben zu, daß unter den Jungens nur wenige Katholiken wären. Ich sagte ihnen: Evangelische gehören in die evangelische Kirche und Katholische in die katholische. Auch teilte ich ihnen mit, daß ich allen kath. Jungens verboten hätte,. in die evangelische Kirche zu gehen. Ich erlaube ihnen, hinten in der Kirche Platz zu nehmen. Als dann führte ich in feierlichem Zuge 42 Mädchen (Frohschar und Treuschar) in die Kirche ein, dazu Jungmänner und Jungschar; Mädchen und Jungschar in Festtracht. Es fand die Aufnahme von 12 Mädchen in die Treuschar statt. Vier Jungmänner dienten am Altare. Einen besseren Sonntag hätten sich die Hitlerjungens nicht wählen können, um die kirchlich bündische Jugend kennen zu lernen.

12. Mai 1934. Der deutsche Charitas-Volkstag ist vorüber. In allen Gauen des deutschen Vaterlandes sind mit der Losung “tuet Gutes allen” die Volksgenossen zu einer Spende für die kath. Liebestätigkeit aufgerufen worden. Auch in unserer Kirchengemeinde haben sich die Mitglieder der Antonius- u. Elisabethkonferenz hochherzig in den Dienst dieser wahrhaft “Katholischen Aktion” gestellt; eine große Anzahl von Mitgliedern des kath. Arbeitervereins haben sich ihnen in bester kath. Kameradschaft zur Seite gestellt. Stundenlang sind sie alle mit Sammelbüchse u. Sammelliste aus gerüstet unterwegs gewesen, haben sich buchstäblich die Füße wundgelaufen, haben viele freundliche Worte auch von opferwilligen evangelischen Volksgenossen gehört, allerdings auch manches unglimpfliche Wort sich einstecken müssen. Alle ihre Mühen hat der göttI. Heiland gesegnet: Die fleißigen Straßensammler haben 140 Mark, die nicht minder emsigen Haussammler….

[…]

die ein kath. Kreise haben fast ganz für Deutschland gestimmt, ein Beweis, daß der Katholik ein guter Deutscher ist. Am Abstimmungstage wurde lt. Verordnung des Ordinariates nach den hl. Messen gebetet; am Sonntag nach Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses wurde ein feierliches Tedeum gehalten. – Das Mitglied des Jungmännervereins Helmut Stumm in Teltow nahm an der Abstimmung teil und berichtete nach seiner Rückkehr begeistert im Jungmännerverein. – In Ruhlsdorf sind während 6 Wochen 7 kath. Saarkinder untergebracht; der Pfarrer erteilt ihnen mit den ­Ruhlsdorfer Kindern in der Ruhlsdorfer Schule Religionsunterricht. ­

Am 20. Jan. fand bei Bielke ein Elternabend für Frohschar und Treuschar (rund 50 Mädchen) und deren Angehörigen statt. Es war die erste Veranstaltung dieser Art in der Kirchengemeinde.
Sie zeigte Wollen und Können unserer kath. weibl. bündischen Jugend in einer Handarbeitsausstellung, Vorführungen, Liedern, Vorträgen der Führerinnen, Volkstänzen. Alle Teilnehmer waren von den Darbietungen sehr befriedigt.

Im Spätherbst 1934 wurde durch Hh. Herrn Erzpriester Beyer in Kleinmachnow-Seeberg ein Grundstück für eine Kirche in Kleinmachnow und Stahnsdorf erworben. Um den Kirchbau zu fördern wurde am 11. Dezember 1934 ein Kirchbauverein gegründet, dem 45 Mitglieder beitraten. Am 12. Febr. 35 veranstaltete der Kirchbauverein bei Grothe in Stahnsdorf einen Gesellschaftsabend, der einen weiteren Zuwachs von 30 Mitgliedern brachte.

3. März 1935. Unser Bischof ist tot. Am 1. März 35 ist Dr. Nikolaus Bares verschieden. Nach kurzer, schwerer Krankheit. Im 65. Lebensjahe, im 40. Jahre seines Priestertums, im 7. Jahre seiner bischöflichen Würde. Nur 13 Monate war es ihm nach Gottes Willen bestimmt, das Bistum Berlin zu leiten. Im Sturme hatte er sich die Herzen aller Diözesanen, besonders der Jugend, und nicht zuletzt auch des Seelsorgeklerus erobert, dieser fromme, gütige, gelehrte, kampfesfrische, eifrige Bischof. In einer für Volk und Kirche schicksalsschweren Stunde wurde er uns genommen; Gott weiß es, Gott wird es recht machen. Die Trauerkunde löste in der Gemeinde, besonders unter der Jugend großen Schmerz aus. Der Pfarrer sprach: “In tiefer Trauer schweigen wir; daher tritt kein Verein und kein Bund in dieser Woche zu einer Tagung zu sammen. In großem Schmerze opfern wir für Seelenruhe des Verstorbenen Oberhirten; wir opfern eine Gabe bei der Kollekte für unser Gotteshaus, was wir auf Faschingsveranstaltungen ausgegeben hätten, das opfern wir in die Opferschüssel; wir opfern für den Seelenfrieden des teuren Bischofs die hl. Kommunion auf. In tiefer Rührung hören wir nachher den Fastenhirtenbrief, das Vermächtnis des toten Vaters an seine Kinder. Ave, pia anima !”

22. Aug. 1935. An wichtigen Ereignissen seit dem diesjährigen Frühjahr holt der Chronist nach:

Im Mai fand in ganz Deutschland die Charitasopferwoche statt. Auch in unserer Gemeinde wurde die Opferwoche durchgeführt, und zwar als Haus- u. Straßensammlung. Die Haussammlung wurde von den Frauen der Elisabeth-Frauen-Konferenz und einigen Hilfskräften durchgeführt (gesamtzahl 14); an der Straßensammlung beteiligten sich Antonius-Männer-Konferenz, Arbeiterverein, Jungmännerverein u. -Kongregation (gesamtzahl 48). Die Straßensammlung erbrachte 120 Mark, die Haussammlung 430 Mark, Antoniusbrot u. Kollekte 50 Mark. Gesamtergebnis: 600 Mark. Freude und Dank Gott u. allen Helfern! Die Sonne seiner Huld durchbrach die schwarzen Wolken des Sonntags und die noch düsteren Wolken, die infolge des ersten Ordens-Devisenprozesses über der Öffentlichkeit lagen.

Am Sonntag, dem 30. Juni fand unser übliches Gemeindefest im “Weißen Schwan”, Hindenburgplatz statt. Prächtiges Sommerwetter lockte Jung und Alt herbei; wir zählten 400 Erwachsene und 250 Kinder. Der Fackelzug ging diesmal nicht über den Hindenburgplatz; die Polizei hatte aus verkehrstechnischen u. kirchenpolitischen Gründen die Genehmigung verweigert. Trotzdem war er auch im Garten eine ansehnliche Sache. Das ganze Fest verlief in bester Stimmung und Harmonie. Der Reinertrag von 40 Mark konnte dem Ferienfahrten-Fonds für unsere Jugendlichen zugewieen werden.

Vom 21.-27. Juli ging die Frohschar in Begleitung des Präses i. der Kongreganistin Doree Wenyrzyk in die Ferien in dem Priorat der Benediktinerinnen St. Gertrudis in Alexanderdorf b. Zossen.

In Vorahnung der kommenden Fahrten- u. Kluftverbotes hatten die Mädel ihre Kluft zu Hause gelassen. Trotzdem bestiegen alle quietschvergnügt den Wagen, mit dem um Gotteslohn Herr Landwirt Franz Senger uns nach unserem Ferienparadies brachte. Sonnige Tage, in tiefster Lebensgemeinschaft, verbrachten die Mädel in Alexanderdorf. Täglich feierten alle Liebeseinigung mit Jesus, ihrem Freunde, in der hl. Kommunion. Mit den älteren machte der Pfarrer eine zweitägige Sonderfahrt nach Luckenwalde, Kloster Zinna u. Jüterbog. An Geldmitteln waren aufgebracht 328 Mark (1/3 die Mädchen, 2/3 die Gemeinde); verbraucht wurden 288 Mark. Diese Frohscharfahrt war der Abschied von einer zwei- u. eineinhalbjährigen Periode echt jugendlicher Fahrten, Treffen u. Volkssportveranstaltungen. Denn: Am 22. Juli erfolgte das Verbot der Kluft, geschlossenen öffentlichen Auftretens, der Fahrten, des Volkssportes, die Fahnen, Wimpel und Abzeichen für konfessionelle Jugendbünde.

Am Sonntag, dem 18. Aug. geschah folgende Kanzelvermeidung:

“Durch Dekret vom 4.7.1935 des Hh. bischöflichen Ordinariates ist der H.H. Kaplan Karl Moritz zum Lokalkaplan von Kleinmachnow und Stahnsdorf ernannt worden. Wenn wir bedenken, daß z.Zt. Teltow 1060 Katholiken zählt, Kl.-Machnow 671, Stahnsdorf 323, Ruhlsdorf 130, insgesamt = 2200 Seelen zählen, so werden wir verstehen, daß die Benennung eines zweiten Seelsorgers für die Kuratie Teltow ein Gebot seelsorglicher Notwendigkeit war. Der H.H. Kaplan übernimmt also im besonderen die Seelsorge von Kl.-Machnow u. Stahnsdorf, dementsprechend auch den Religionsunterricht in KI.-Machnow u. Stahnsdorf. Bis zu der in der nächsten Zeit erfolgenden Einrichtung sonntäglichen Gottesdienstes in Kl.-Machnow, wird im hiesiger Kirche der sonntägliche Gottesdienst zwischen Kaplan und Pfarrer aufgeteilt. Beicht hört Sonntag immer der Geistliche, der die nachfolgende Messe nicht hat. Wochentags sind in Zukunft zwei hl. Messen, um 6 u. 7 Uhr. Der H.H. Herr Kaplan übernimmt ferner alle Jugendbünde, den Bartolomäusverein mit Bücherrei, den priv. Reigionsunterricht für höhere Schüler u. Schülerinnen; er arbeitet fürder in den Sitzungen der Charitaskonferenz mit. Die kath. Kirchengemeinde Teltow entbietet dem neuen Seelsorger herzl. Willkommensgrüße und verspricht ihm ihr Gebet u. opferbereite Gefolgschaft.”

Am 14. August 1935 trat Herr Kaplan Karl Moritz seinen Dienst an. Bis zur Fertigstellung der Kaplanswohnung wohnt er im Fremdenzimmer des Pfarrhauses.

Am 15. September 1935 wurde für die Katholiken von Kleinmachnow und Stahnsdorf zum ersten Male eigener Gottesdienst gehalten und zwar im Festsaal des Schleusenrestaurants Kleinmachnow. Herr Prälat Beyer, Lichterfelde brachte selbst das 1. hl. Messopfer dar. Über 300 Katholiken nahmen in feudigster Stimmung an der Feier teil. Abends fand aus Anlaß dieses denkwürdigen Ereignisses im Schleusenrestaurant ein Festakt des Kirchenbauvereines statt. Dem Hochwürdigsten Diözesanbischof wurde ein Huldigungstelegramm zugesendet. – Am 22. u. 29. Sept. hielt der Herr Lokalkaplan Moritz den Gottesdienst in dem Festsaal des Schleusenrestaurants; die Teilnahme blieb rege: rund 220 Personen. Dann hatte die Freude ihr Ende. Durch einen Erlaß des Ministerpräsidenten Göring, der die Abhaltung von Gottesdienst in Lokalen verbietet, mußte der Sonntagsgottesdienst in KI.-Machnow wieder eingestellt werden. – Doch aus Leid wird Freud. Auf persönliche Verhandlungen des Herrn Kaplan Moritz hin, besonders mit den evangelischen Geistlichen Ungnad und Koller, und nachdem der Pfarrer ein schriftliches Gesuch an den evangelischen Gemeindekirchenrat von KI.-Machnow gemacht und fernmündlich die Genehmigung auch des Hh. Herrn Generalvikars eingeholt hatte wurde uns die alte Dorfkirche von KI.-Machnow, ein Denkmal aus katholischer Zeit, gastweise für ein halbes Jahr für kath. Gottesdienst überlassen. Gestern, am 2. Adventssonntag und am Feste Immaculata ionieptio, fand um 10 Uhr in der genannten Dorfkirche ein katholisches Hochamt statt. An 250 Personen nahmen teil. Die Freude aller war groß und berechtigt, wieder ein Heim gefunden zu haben.

5. März. 1936. Die Ansiedlungen von Katholiken, besonders in KI.-Machnow werden immer zahlreicher; auf diese Weise wird die Arbeit des Lokalkaplans immer schwieriger, zumal da er nicht im Orte wohnt und nur Sonntags Gelegenheit zum Gottesdienst hat. Deshalb entschloß sich der Pfarrer Herrn Kaplan Moritz von seiner Hilfsarbeit in Teltow zu befreien, um ihm ausschließlich nur KI.­Machnow und Stahnsdorf zuzuweisen. Zu Beginn des neuen Jahres 1936 gab der inzwischen zum Kuratus ernannte Lokalkaplan Moritz die Jugendvereine in Teltow an den Pfarrer zurück. Trotz aller Bemühungen gelang es bis zuletzt dem Pfarrer nicht die sonntäglichen Nachmittags-Gottesdienste durch größere Teilnehmerzahl zu beleben. Es wurde daher eine neue Regelung getroffen, derart, daß die sonntäglichen Nachmittags-Gottesdienste in der Regel nur am ersten u. dritten Sonntag im Monat stattfinden. Sie werden nun nicht mehr nur als halbstündige Andachten, sondern als Feier­oder Einkehrstunden mit einer Dauer von 60 Minuten gehalten. Und zwar ist die Feierstunde am Herz-Jesu-Sonntag besonders für die Kommunikanten des Vormittags, also Pfarrjugend, Mütterverein und Männerapostolat gedacht. Es wird zuerst eine geistliche Lesung gehalten und dann schließt sich die Andacht an. Am 3. Sonntag im Monat, dem sog. Kindersonntag, gehört der Nachmittags-Gottesdienst den Kindern. Es wird zuerst eine Kinderlehre gehalten und danach schließt sich eine kindertümliche Andacht an. Es darf jetzt schon gesagt werden, daß diese neue Regelung der sonntäglichen Nachmittags-Gottesdienste Eingang gefunden hat. Die Beteiligung von seiten der Gläubigen, besonders der Kinder, ist größer geworden.

Um Schwierigkeiten aus dem Wege zu gehen, veranlaßte der Pfarrer die Kinder, daß sie fürderhin ihren Kindheit-Jesu-Vereinsbeitrag nicht mehr in die Schule mitbringen, sondern in der Kirche abgeben. Immer am 3. Sonntag im Monat, dem Kindersonntag, halten alle Kinder in beiden Messen bei der Opferung ihren Opfergang. Sie gehen um die Kommunionbank herum und geben dabei ihr Schärflein für die Heidenmission in die Opferschüssel. Beim ersten Versuch zeigte sich, daß viel weniger Kinder ihren Monatsbeitrag vergessen hatten als wie in der Schule. Auch wird den Kindern durch den Opfergang der Opferwert ihrer Gabe vielmehr bewußt und liturgisch werden die Kinder auf diese Weise lebendig in die Opfergemeinschaft eingegliedert.

Im Zusammenhang mit der Förderung der Liturgie in der Kirchengemeinde wurde am 21. Febr. die Bibelbewegung in Fluß gebracht. Es wurde im Jugendheim der Bibelkreis des Männerapostolates eröffnet. Gedacht ist der Bibelkreis nur für die eingeschriebenen Mitglieder des Männerapostolates. Er soll zuerst dazu dienen gerade die Männer in das heilige Buch der Bücher einzuführen und es ihnen lieb und Wert zu machen. Außerdem ist beabsichtigt, die Mitglieder des Männerapostolates jeden Monat einmal außerhalb der Kirche im Jugendheim zusammenzuführen und sie auf diese Weise persönlich einander näher zubringen. Es soll eine Schulungsgemeinschaft sein für die kath. Aktion, zu der ja zuerst die Männerapostel berufen sind. An Christi Bild gewonnen aus Bibellesung sollen die Männer empor wachsen, zur Vollreife des Mannesalters Christi gelangen und wirklich aktionsmäßig und überzeugte Apostel Jesu Christi und seines Reiches werden. Auf dem ersten Abend lag eine große Weihe und Ergriffenheit. Der Pfarrer eröffnete mit Gebet, führte alsdann in einleitenden Worten nochmals Sinn und Zweck des Bibelkreises, der rein religiös sein sollte, vor. Es schloß sich unmittelbar ein Einleitungsvortrag an in dem der Pfarrer einen Aufriß des Lebens Jesu gab. Nunmehr wurde mit der Bibellesung begonnen. Jeder Teilnehmer hatte vor sich, Rösch, das Neue Testament. Zuerst las ein Mitglied eine Reihe von Versen vor, dann begann vom Pfarrer und von den Mit­gliedern die Auslegung und mehrere der Teilnehmer trugen recht gute Gedanken vor, alsdann wurde der Abschnitt noch einmal gelesen. Der Gedankenaustausch war ein derartig reger, daß statt der geplanten 80 Verse nur 25 behandelt wurden. Jedenfalls ein gutes Zeichen von dem Ernst und der Hingabe aller Teilnehmer. Die Teilnehmerzahl betrug ungefähr 24. Eine erfreuliche Anfangszahl.

Die Verbindung von der Bibellesesung zur Volksliturgie wurde dadurch wieder zurückgeschlagen, daß 4 Mitglieder des Bibelkreises als Cantores zur Plege des Choral gesangs bestimmt wurden. Der Bibelkreis soll vorläufig einmal im Monat, am 3. Freitag zusammengerufen werden. Nach kurzer Zeit soll dann eine feierliche Verpflichtung für das Männerapostolat mit persönlicher Eintragung in das Mitgliedsbuch stattfinden.

Am 8. April 1937. Noch eine Stunde, und der erste katholische Seelsorger von Teltow scheidet aus der Gemeinde, die er nahezu 17 Jahre betreut hat. Herzlich war der Abschied von allen Getreuen; viele Tränen flossen besonders am vorigen Weißen Sonntag, an dem der Pfarrer Otto Hoffmann noch einmal 26 Kinder zur 1. hl. Kommunion führte. Die Gemeinde schenkte ihrem scheidenden Pfarrer einen Teppich für sein Arbeitszimmer.

Ita, Pater. Amen Alleluja.

Otto Hoffmann

Pfarrer

P.S. Pfarrer Otto Hoffmann wurde versetzt nach dem Marienkrankenhaus in Brandenburg.